Die Residenzstadt Detmold

Sie ist eine städtebauliche Perle in Ostwestfalen-Lippe mit einer 1 200 Jahre alten Geschichte, die über mehr als 450 Jahre von den Fürsten zu Lippe geprägt wurde. Die Stadt hat heute ungefähr 73 000 Einwohner und ist damit die größte Stadt im Kreis Lippe. Detmold liegt am Rande des Naturparks Teutoburger Wald und hat mit dem Residenzschloss, der historischen Innenstadt, den Externsteinen und dem Hermannsdenkmal gleich einige schöne und interessante Ausflugsziele für einen Wochenendurlaub zu bieten.

Etwas Geschichte

Detmold wurde 783 erstmals urkundlich als Theotmalli (Theot für das Volk und Mahal für Gerichtsstätte) erwähnt. In dem aus der alten sächsischen Siedlung entstandenen Ort legte Heinrich Graf von Sternberg 1252 die Burg Sternberg an. Der spätere Ort Detmelle, eine Siedlung mit Taufkirche und einigen bäuerlichen Anwesen erhielt 1263 vom Edelherrn Bernhard III. zur Lippe das Lippstädter Stadtrecht. Im Zuge dieser Stadtgründung bekam Detmelle eine bescheidene Gemarkung von 970 Hektar als Stadtgebiet. Ab 1265 trug das Marktprivileg zur Weiterentwicklung von Detmold bei. 1405 fielen Burg und Grafschaft Sternberg an die Edelherren zu Lippe. Diese führten im frühen 15. Jahrhundert umfangreiche Erweiterungsbauten durch. Alte Stadtpläne aus dem Mittelalter zeigen ein Straßenkreuz, das innerhalb eines kreisrunden Rings von ca. 500 Metern Durchmesser liegt und die Stadt in vier unterschiedlich große Stadtteile teilt, wobei in dem nordwestlichen Stadtteil die Burg des Landesherren stand. Das malerische Schloss liegt heute im Zentrum der Altstadt. Während der Soester Fehde ließ der Erzbischof von Köln im Jahre 1447 die Burganlage und die Stadt zerstören. Bereits wenige Jahre später wurde die alte Burg (heute Schloss) wieder aufgebaut und mit einer mächtigen Wallanlage versehen.

Ab ca. 1305 war die gesamte Stadt durch Graben, Wall und Mauer gesichert. Die Bevölkerung der Ackerbürgerstadt wuchs nur sehr langsam. Um 1450 wohnten in der Stadt erst 350 Einwohner. Sie blieb bis in das 17. Jahrhundert die kleinste Stadt in Lippe. Um 1590 hatte Detmold etwa 700 Einwohner. Graf Simon der V. (1471 – 1536) machte Detmold von 1511 – 1536 zu seiner festen Residenz.

Die Einwohner der Stadt waren bis in das späte 19. Jahrhundert meist Ackerbürger und Handwerker. Die Wohnhäuser des Mittelalters waren Fachwerkhäuser (Ständerbauten mit Mittel- oder Seitendiele) mit mehr oder weniger farbiger, ornamentaler Schnitzerei an den Ständern, Balkenköpfen und Brüstungshölzern. Die repräsentativen Bauten besaßen an der Straßenfront erkerartige „Ausfluchten“ und im Hinterhaus einen Saalbau aus Fachwerk, sowie eine Stallung und manchmal auch ein Gärtchen im Hof.

Bis zum Jahre 1918 blieb Detmold Regierungssitz der Grafen (seit 1789 Fürsten) zu Lippe. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Stadt Hauptstadt des Freistaates Lippe. Im Jahre 1947 erfolgte der Anschluss des Freistaates an das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Detmold wurde Sitz der Bezirksregierung.

Detmold, die Kulturstadt, wird immer wieder als „die Wunderschöne“ bezeichnet. Das ist zweifelsohne auf den historischen Stadtkern und das Residenzschloss der Fürsten zu Lippe zurück zu führen.

Historisches Detmold

Die historische Altstadt wurde von beiden Weltkriegen weitgehend verschont. Heute prägen mehr als 500 Baudenkmäler unterschiedlicher Epochen und Stilrichtungen das Bild der alten Residenzstadt. Einige Jahrhunderte hindurch prägten ausschließlich mehr oder weniger reich verzierte Fachwerkhäuser das Stadtbild. Im 18. Jahrhundert wurde es Brauch die Fassaden und Giebel der Fachwerkhäuser gegen die Witterungseinflüsse mit Schiefer zu verkleiden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, insbesondere um 1875, anlässlich der Einweihung des Hermannsdenkmals, wurde es Mode die Fachwerkhäuser zu verputzen. Das geschah nicht aus witterungsbedingten Gründen, sondern aus repräsentativen. Die Stadtbevölkerung hatte sich gewandelt. Außer dem Fürstenhaus und den Ackerbürgern wohnten jetzt auch die Stadtobrigkeit, die Beamtenschaft und wohlhabende Kaufleute in der Stadt. Der wohlhabende Teil der Bevölkerung setze die alten Fachwerkhäuser oft mit bäuerlich und ärmlich gleich.

Die klassizistische* Bauphase (ab Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts) war geprägt durch die bereits erwähnte wohlhabende Beamten- und Kaufmannschaft. Sie stellten andere Wohnansprüche als die Ackerbürger.

Während unserer Tour durch die historische Innenstadt streifen wir gut erhaltene und wunderschön restaurierte Fachwerkhäuser, die klassizistischen Bürgerhäuser, das lippische Landesmuseum, das Landestheater, das alte Postamt und, und, und ...

Schlendert man neugierig und aufmerksam durch die Innenstadt, fällt der gepflegte und adrette Zustand der Außengastronomien auf. Billige Plastikstühle und Tische sucht man hier vergeblich. Die meisten Sonnenschirme haben keine Werbeaufdrucke. Geschäftsinhaber, die Schirme mit Werbeaufdrucken aufstellen, müssen eine Sonderabgabe an die Stadt zahlen.

Mittelpunkt der Altstadt ist der Marktplatz, an dem Gebäude aus allen Bauperioden der Stadt versammelt sind. Der einzige mittelalterliche Großbau der unverändert erhalten geblieben ist, ist die historische Stadtkirche (Erlöserkirche) aus dem 14/15. Jahrhundert. An der Ostseite des Marktplatzes bilden einige Giebelhäuser unterschiedlicher Stilrichtungen einen verbindlichen Stilabschluss. Die Giebelseiten der Fachwerkhäuser zieren kunstvoll gemalte Inschriften und Zierbuchstaben.

Zwischen Rathaus und Kirche führt ein schmaler Durchgang auf den Schlossplatz. Der parkähnliche Schlossplatz entstand seit dem Bau der weitläufigen Schlossvorgebäude (Schlosswache, Ställe), nach dem ein Teil der alten Schlossumwallung entfernt wurde. Das fürstliche Residenzschloss beherrscht mit seiner Renaissancefassade und dem mittelalterlichen Turm den Schlossplatz. Das Schloss kann täglich besichtigt werden. Im Schlosspark findet seit nunmehr 22 Jahren das Gourmetfest „Lippe kulinarisch“ statt. Hier präsentiert sich alljährlich die TOP-Gastronomie der Kulturstadt Detmold. „Lippe kulinarisch“ ist eines der schönsten Stadtfeste Westfalens und jeden Sommer ein besonderes Ereignis, das zigtausend Besucher in die historische Innenstadt lockt.

Überall auf unserem Spaziergang durch die Innenstadt sehen wir prachtvolle, mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Fachwerkhäuser und als Gegenpol verputzte Steinhäuser aus dem Mittelalter sowie imposante Bauten des Klassizismus. Oft stehen sie Seite an Seite. An der Ecke Lange Straße / Krumme Straße z. B. sind es der imposante Detmolder Hof und das ehemalige „Westfälische Haus“. Das 1604 erbaute Fachwerkhaus ist heute eine Gaststätte.

Der Denkmal geschützte, baumbestandene Kaiser Wilhelm Platz steht an der Ecke Bismarckstraße/Paulinenstraße als interessantes Zeugnis der Neurenaissance der imposante Backsteinbau des Postamtes.

Gehen wir die Paulinenstraße weiter bis zur Hornschen Straße, am Hotel Lippischer Hof zweigt nach Süden hin der Zugang zum Hermannsdenkmal ab. Die Achse dieser Stadtausweitung ist auf einer Länge von 1 km der Friedrichstaler Kanal, der 1705 von Graf Friedrich Adolph­ angelegt wurde. Dieser Kanal war einst schiffbar und führte vom Residenzschloss zur Inselwiese. An der Ostseite des Kanals ließ der Graf 1709 bis 1720 eine aus 13 Häusern bestehende einheitliche Straßenzeile errichten. Die als „Neustadt“ erbaute Häuserzeile mit den zweistöckigen Fassaden diente dem höfischen Bootsverkehr auf dem Kanal als städtebauliche Kulisse. Parallel zum Kanal führt der Weg weiter, vorbei an acht einzeln stehenden noblen Wohnhäusern im klassizistisch-biedermeierlichen Stil. Über die Kanalbrücke hinweg erreicht man das Palais, das am Südende der „Neustadt“, das Graf Friedrich Adolph 1706 – 1718 für seine Gemahlin Amalie erbaut hat.

Für einen Stadtrundgang in Detmold sollte man ruhig einen ganzen Tag einplanen, wenn man ihn richtig genießen will. Dazu gehört natürlich auch, dass man in einigen Abständen in eine der Gastronomien einkehrt, sich stärkt und die „Schokoladenseite“ des Lebens genießt. Das kann im „Café Schokolade & Co.“ genauso gut wie in der „Braugasse 2“, in „Strates Brauhaus“, „der Schlosswache“ oder einem der vielen Außengastronomien der Innenstadt sein.

Verbringt man ein ganzes Wochenende in der Residenzstadt, gehört ein Besuch des Hermannsdenkmals und der Externsteine unbedingt zum Programm.

Quelle: Westfalen Magazin